Internationaler Innovationspreis für „Enzym-Google“ von acib
Steirische Humantechnologie präsentiert Innovationen auf internationaler Pharma- Messe CPhI in Paris
Graz, 8. Oktober 2014 - Auf der weltgrößten Pharmamesse, der „CPhI worldwide 2014" (die in diesem Jahr von 7. bis 9. Oktober in Paris stattfindet), hat das österreichische K2- Kompetenzzentrum acib mit seiner Entwicklung eines „Enzym-Google" am Abend des 7. Oktober 2014 den „CPhI Pharma Award 2014" in der Kategorie „Innovation in Process Development" verliehen bekommen: http://www.cphi.com/awards/home
„Ich gratuliere dem acib zu dieser Auszeichnung, die beweist, dass die Menschen in den steirischen Kompetenzzentren Grenzen im Denken und Handeln überschreiten. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft leisten die K-Zentren einen wesentlichen Beitrag für Wertschöpfung und Beschäftigung in der Steiermark", freut sich der steirische Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann.
Für Dr. Richard Schanner, Geschäftsführer des steirischen Humantechnologie-Clusters, zeigt diese Auszeichnung auch „die Innovationskraft der heimischen Unternehmen und Organisationen". Schanner weiter: „Diese Innovationsstärke unserer Clusterbetriebe hinterlässt auch auf der CPhI in Paris Spuren."
Innovationen, international
So präsentiert Ortner Reinraumtechnik die neue „Jet-Personenluftdusche" mit „PDC-Solution" in einem Gerät. Mit dieser neuen Technologie können Menschen, die in Reinräume (etwa in der Pharma- oder Chip-Produktion) gelangen wollen, auf einfachste Weise desinfiziert werden. Kombiniert werden dabei eine spezielle Jet-Düsentechnologie mit einer photodynamischen Einheit, der „PDC-Solution" (Photodynamic desinfection for cleanroom). In der Photodynamik werden zur Erzeugung einer antimikrobiellen Wirkung positiv geladene Photosensibilisatoren (Farbstoffe) verwendet, die an der negativ geladenen Hülle von Mikroorganismen anhaften. Werden die Photosensibilisatoren anschließend mit sichtbarem Licht bestrahlt, absorbieren sie die Lichtenergie und übertragen Energie auf den Sauerstoff in ihrer unmittelbaren Nähe. Der so aktivierte Sauerstoff (Singulett-Sauerstoff) entsteht direkt an den Mikroorganismen und zerstört diese auf oxidativem Weg.
Die Microinnova Engineering GmbH präsentiert intelligente Verfahren im Bereich der Flow- Chemie. Innovationen gibt es im Pulver- und Feststoffbereich, der dank neuer Technologien und Herangehensweisen nun auch von den Vorteilen der kontinuierlichen Prozessführung profitieren kann. Da es sich bei sehr vielen pharmazeutischen Wirkstoffen um Feststoffe handelt, zeigt die Pharmaindustrie großes Interesse an diesen Verfahren. Die piCHEM Forschungs- und Entwicklungs GmbH wiederum präsentiert auf der diesjährigen CPhI mit „BetaCure" ein weiteres FP7-Projekt, das mit April 2014 gestartet ist und die Entwicklung einer Imaging/Therapie- Plattform hervorbringen wird, die die personalisierte Diagnose und Behandlung von Hyperinsulinemic Hypoglycaemia (HH) ermöglichen wird. HH ist eine potenziell tödliche seltene Krankheit, die durch die Überfunktion von Beta-Zellen aus der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen wird. Tödliche HH und Hirnschädigungen sind speziell ein Problem bei Kleinkindern mit angeborenem HH.
Und worum geht es beim acib-„Enzym-Google" genau?
Enzyme gewinnen als umweltfreundliche, wichtige Bestandteile industrieller Verfahren der pharmazeutischen und chemischen Industrie immer mehr Bedeutung. Als hoch präzise Miniaturwerkzeuge aus der Natur können sie bestimmte Aufgaben perfekt lösen. Die Suche nach industriell benötigten Enzymfunktionen war bisher extrem aufwändig und mit Einschränkungen versehen. Dank eines Projektes des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und der Universität Graz ist das nun anders. Die Strukturbiologie-Arbeitsgruppe um Prof. Karl Gruber hat das „Catalophor-System" entwickelt - eine Kombination aus Datenbank und Suchmaschine -, das gesuchte Enzymfunktionen aus zehntausenden Strukturdaten herausfiltert und Fähigkeiten aufspüren kann, die noch gar nicht entdeckt wurden.
Die Vorgehensweise ähnelt einer Google-Suche, wie sie jeder immer wieder macht, wenn auch die Eingabe der Daten etwas aufwändiger ist. Am Anfang steht die Fragestellung nach einer gesuchten Enzymfunktion. „Wir konzentrieren uns auf das aktive Zentrum dieses Enzyms und schreiben ein Programm, in dem Positionen und Abstände von den wichtigsten Aminosäuren ebenso vorgegeben werden wie wichtige Strukturmerkmale in der Umgebung des aktiven Zentrums", erklärt acib- Forscher Christian Gruber.
Das Catalophor-System hat einen hohen praktischen Nutzen für Wissenschaft und Industrie. „Wir können damit zum Beispiel auf Basis der Proteinstruktur neue Reaktionsmöglichkeiten in Enzymen entdecken, die bisher noch nicht beschrieben wurden und die in der chemischen Industrie neue Reaktionswege möglich machen", sagt Prof. Karl Gruber vom Institut für molekulare Biowissenschaften. Die Chance, herkömmliche industrielle Syntheseverfahren durch umweltfreundliche, enzymatische Methoden zu ersetzen, steigt.
Das Verfahren wurde bereits zum Patent angemeldet und eben in Nature Communications publiziert: http://www.nature.com/ncomms/2014/140623/ncomms5150/full/ncomms5150.html