Breitbandausbau in der Steiermark
aktuelle Information für Regionen, Städte und Gemeinden
Fast kein anderes Thema im Bereich nachhaltiger Infrastruktur ist momentan so präsent wie der Breitbandausbau mittels Glasfaser.
Vom Land Steiermark wird die Versorgung, besonders in strukturschwachen Gemeinden, durch ein entsprechendes FTTH (Fiber to the Home) Netz als wichtige Daseinsvorsorge gesehen.
Aus diesem Grund wurde die Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft m.b.H. (sbidi) 2019 als hundertprozentige Tochter des Landes Steiermark mit dem Ziel gegründet, die steirischen Regionen und Gemeinden als Experten zu beraten und in besonders versorgungsschwachen Gebieten, bei vorherrschendem Marktversagen, auch Netze zu errichten.
Drei Jahre später nach der Beratung von knapp 150 Gemeinden, 23 Ausbaugebieten und mehr als 2.500 surfenden Kunden kann man von einer Erfolgsstory sprechen, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass viele Bundesfördermittel in die Steiermark fließen und der private Markt angekurbelt wurde.
Die 1,4 Milliarden Euro, welche im Zuge der Initiative Breitband Austria 2030 in Form von Fördermittel vergeben werden, bieten die Möglichkeit, einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Zukunftssicherung zu gehen. Durch diese Bundesfördermittel werden allerdings auch vermehrt die unterschiedlichsten ausländischen Investoren angelockt. Aus diesem Grund ist die aktuelle Marktsituation äußerst komplex und birgt neben Chancen auch einige Risiken.
Worauf Regionen, Städte und Gemeinden daher achten müssen und wie man sich wirklich nachhaltig für die Zukunft rüstet, soll Ihnen mit dieser Information nähergebracht werden.
Die Wahl der Partner
Wie bereits erwähnt, gibt es aktuell eine Vielzahl an Marktteilnehmern und Investoren, welche mit unterschiedlichen Modellen und Konzepten Netze errichten wollen.
Um hier eine Wahl zu treffen, sollten folgende Punkte beachtet bzw. bei der Wahl möglicher Partnern für den Breitbandausbau folgende Fragen gestellt werden:
1. Wer ist Inhaber der Infrastruktur und wie sehen dessen/deren langfristige Pläne aus?
- Welcher Investor bzw. welches Modell liegt dem Projekt zugrunde (kann der mögliche Partner/Investor Referenzprojekte vorlegen bzw. welche Erfahrung hat er im geförderten Ausbau)?
- Welches Finanzierungsmodell sieht der mögliche Partner für das Ausbauvorhaben vor?
- Wird das Netz nach einer gewissen Dauer verkauft und an wen?
2. Was für ein Netz wird errichtet (Topologie)?
- Wird nachhaltig Point to Point oder kostengünstig Point to Multipoint gebaut (Kapazitätsfrage)?
- Baut der mögliche Partner/Investor im Sinne des Masterplans Steiermark aus?
3. Welche Verpflichtungen entstehen durch die Partnerschaft?
- Hat der mögliche Partner/Investor von anderen Gemeinden Unterstützungserklärungen erhalten (diese sind ein Vertrauensbeweis und bieten zusätzliche Sicherheit für die Umsetzung eines Projekts)?
- Sind Beschlüsse und ggfs. Haftungen notwendig?
4. Welche Endkundenprodukte werden angeboten?
- Handelt es sich um ein offenes Netz, auf dem jeder Provider seine Dienste anbieten kann?
- Werden auch symmetrische Bandbreiten angeboten (z.B. 100 Mbit/s Download und 100 Mbit/s Upload - solche Bandbreiten sind vor allem für Unternehmen relevant)?
5. Gibt es Voraussetzungen für eine Umsetzung bzw. den Bau?
- Wird eine Mindestanmeldequote verlangt bzw. welche wirtschaftlichen Voraussetzungen müssen erfüllt werden?
- Gibt es Zuzahlungsansprüche aus öffentlicher Hand - diese sind beihilfenrechtlich nur nach bestimmten Genehmigungen möglich.
Ausbaugebiet und Nachhaltigkeit
Hier geht es vor allem darum, mit dem möglichen Partner genau auszuarbeiten, welche Bereiche (z.B. Anzahl der Haushalte, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen etc.) erschlossen werden (Versorgungsgrad) und wie gesprächsbereit der Partner ist, um auf die örtlichen Gegebenheiten, wie exponierte Bereiche mit besonders hohem Bedarf, auch wenn diese teurer zu erschließen sind, einzugehen.
Darüber hinaus muss klar dargelegt werden, welcher Bereich eigenwirtschaftlich gebaut werden kann und welche Gebiete nur mit Fördermittel und positivem Förderbescheid erschlossen werden können. Man muss sich dessen bewusst sein, dass all jene Haushalte, die nicht Teil des Projekts sind, über einen unbestimmten Zeitraum unversorgt bleiben.
Die wichtigsten Fragen in diesem Zusammenhang sehen wie folgt aus.
- Wie sieht die genaue Flächendeckung und der Versorgungsgrad aus (werden 100% aller Haushalte in der Gemeinde ausgebaut oder bleiben entlegene Gebiete unterversorgt)?
- Gibt es bereits eine erste Grobplanung mit konkreten Daten als Grundlage?
- Knüpft das zu errichtende Netz an ein Netz in einer Nachbargemeinde an und ergibt es laut Plan ein einheitliches Bild („Insellösungen" können problematisch sein)?
- Wenn das Ausbauvorhaben gefördert werden soll: Mit welchen anderen steirischen Gemeinden wird es zur Förderung eingereicht und macht es Sinn, weitentfernte Gemeinden in das Projekt miteinzubinden?
- Welches Ausbaugebiet wird zugesichert und für welche Flächen sind Fördermittel erforderlich (werden insbesondere auch weiße Flecken, also besonders förderwürdige Gebiete, in der Gemeinde ausgebaut)?
- Wie sieht der konkrete Zeitplan für die Umsetzung aus?
Bau, technische Umsetzung und Einhaltung von Normen
Das Herzstück jedes nachhaltigen Breitbandausbaus ist die passive Infrastruktur, also das Netz selbst.
In diesem Bereich gibt es oftmals große Unterschiede und Ansätze verschiedener Modelle, welche aber essentiell sind. Möchte man eine nachhaltige Lösung, die auch allen zukünftigen Anforderungen gerecht wird, so ist vieles in Hinblick auf die technische Umsetzung zu beachten.
Straßen und Wege sind die Lebensadern funktionierender Infrastruktur, daher müssen diese beim Bau des Netzes besonders berücksichtigt werden. Eine genaue Abstimmung und Zusammenarbeit mit den zuständigen Abteilungen des Landes Steiermark ist daher eine Voraussetzung!
Um bereits im Vorfeld ein klares Bild zu erhalten, sind folgende wichtige Indikatoren bzw. Fragen zu beachten:
- Welche Verlegemethoden werden im Zuge der Netzerrichtung angewendet?
- Im Straßenbankett mittels Kabelfräse zu graben oder eine klassische Bauweise anzuwenden, ist nachhaltig und zukunftssicher (dabei ist besonders die Verlegetiefe zu beachten).
- Jegliche Form von Trenching im Bereich der Fahrbahn wird als technisch bedenklich gesehen.
- Luftkabel sind kein Modell, das in der heutigen Zeit dauerhaft angewendet werden sollte.
- Werden alle gültigen öNormen sowie die RVS Richtlinien (Richtlinie Verordnung Straße) eingehalten?
- Wird an den Randbereichen des Ausbaugebietes ausreichend Infrastruktur abgelegt, damit die nicht versorgten Haushalte zukünftig erschlossen werden können?
- Werden alle Liegenschaften im Ausbaugebiet vorgerichtet, auch wenn es keine Anmeldung gibt?
- Wird bestehende Infrastruktur seitens der Gemeinde oder von Dritten gepachtet bzw. gekauft, damit keine Straße oder ein Weg unnötig aufgerissen wird?
- Kann seitens der Gemeinde ein Grundstück, Weg oder ein Gebäude für den Ausbau zur Verfügung gestellt werden?Kann im Rahmen von Straßengrabungs- und sonstigen Bauarbeiten ein Teil der geplanten Infrastruktur mitverlegt werden (das erspart zusätzliche Kosten, Grabungen und Zeit und ermöglicht einen schonenden Umgang mit bereits vorhandener Infrastruktur)
Die angeführten Erklärungen und Fragen geben einen Überblick, welche Themen es jedenfalls für eine nachhaltige und zukunftssichere Infrastruktur zu beachten gilt.
Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten, Chancen und Risiken. Daher ist jetzt die richtige Zeit, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Das Thema ist komplex und wie sooft „steckt der Teufel im Detail" - daher wird empfohlen, jedenfalls im Rahmen von Beratung oder bei Fragen die Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft m.b.H. (sbidi) zu konsultieren.
Kontakt

Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft m.b.H. (sbidi)
St.-Peter-Gürtel 10b/1. OG, TOP 2
8042 Graz
Tel.: +43 (0)316-231577 (Mo - Fr: 9-13 Uhr)
Mail: service@sbidi.eu
Web: www.sbidi.eu